Gothic Empire: Hallo Jan-Erik, vielen Dank, dass du uns wieder einmal für ein Interview zur Verfügung stehst! Wie geht es dir mittlerweile nach ein paar Jahren in Schweden?
Jan-Erik: Hallo Michael, erstmal vielen lieben Dank für dieses Interview. Mir geht es gut, hoffentlich auch dir. Ich war ja jetzt fünf Jahre lang in Schweden und habe dort eine Menge interessanter Dinge und Menschen kennengelernt. Das war eine große Erfahrung für mich. Jetzt zieht es mich wieder zurück nach Deutschland.
Gothic Empire: Wir haben dich als hervorragenden Karikaturisten für die Szene kennen gelernt. Wie würdest du deine künstlerische Vision beschreiben und wie versuchst du diese in deinen Werken auszudrücken?
Jan-Erik: Meine Vision war von Anfang an klar: Eine Art “Ahnengalerie” der schwarzen Szene zu schaffen. Daran hat sich eigentlich nicht besonders viel verändert, es sind nur ein paar Dinge dazu gekommen, die nicht mehr ganz so streng im Rahmen der ursprünglichen Schwarzen Szene gefestigt sind. Auch der Zeichenstil ist über die Jahre etwas detaillierter geworden, also weg von der klassischen cartoonhaften Karikatur hin zu ernsthafteren Porträts und Themen.
Gothic Empire: Wie hat sich deine Arbeitsweise mit den Jahren verändert und wie beeinflusst dies deine künstlerische Praxis?
Jan-Erik: Die Arbeitsweise ist auch nach mittlerweile 10 Jahren immer noch die Selbe geblieben: Ich zeichne meine Vorlagen stets mit Tuschestift auf Papier und bearbeite die rohe Illustration am Rechner. Selbst die Stifte sind immer noch dasselbe Modell geblieben: Stabilo-Fineliner, die sind für mich am bequemsten und geben mir das Ergebnis, das ich mir wünsche.
Gothic Empire: Was sind Herausforderungen, denen du in deinem künstlerischen Prozess gegenüberstehst und wie gehst du damit um?
Jan-Erik: Herausforderungen sind Chancen, Neues zu erschaffen und das ist auch gut so. Für mich gibt es nichts Schlimmeres, als immer denselben Stil beizubehalten, denn ohne Veränderungen kommt es zum Stillstand und letztlich ist dies wie ein Todesurteil der eigenen Kreativität. Ich hatte so etwas bereits einige Male, was mich zunächst frustriert und dann zum Aufgeben gebracht hat. Aber das Zeichnen ist mir wie das Atmen, ganz ohne geht’s für mich nicht und darum komme ich trotz nach einigen kreativen Pausen wieder aus meiner Höhle gekrochen, um die Welt mit meinem Gekritzel zu nerven. Und die Herausforderung kann dann auch sein, wieder aus dem kreativen Stillstand auszubrechen.
Gothic Empire: Wie hat sich deine Kunst im Laufe deiner Karriere entwickelt und was sind einige deiner wichtigsten Meilensteine?
Jan-Erik: Wie bereits erwähnt hat sich die Gotikatur aus der anfänglichen Karikatur zum Porträt weiterentwickelt. Meilensteine sind oftmals die neuesten Arbeiten, mit denen ich mich identifizieren kann. Manche Werke vergesse ich dabei sogar, denn im Schnitt zeichne ich 2 – 3 Bilder am Tag. Ich würde sagen, derzeitige Meilensteine sind nach Vorlage von AI-Bildern entstanden, die ich selbst geschrieben habe. Noch ist das ja ein recht neues Feld, aber ich sehe da eine Chance, eigene Akzente zu setzen und aus leblosen Bildern künstlicher Intelligenz Werke mit Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Gothic Empire: Wie denkst du, dass die Kunstwelt im Laufe der Zeit und insbesondere in der heutigen digitalen Ära beeinflusst wurde?
Jan-Erik: Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung von der Kunstwelt und was dort momentan en vogue ist. Ich erahne aber eine große Anzahl an digitalen Creatorn und jeder Menge Content, der in den diversen Portalen online veröffentlicht wird. Was mir dabei etwas Sorgen macht, ist der Algorithmus der sozialen Medien, auf denen ich meine Arbeiten präsentiere. Viele Beiträge werden oft gar nicht mehr gesehen oder darauf reagiert, ohne diese finanziell zu bewerben. Es steht zu befürchten, dass Facebook (Meta) und Instagram in nicht allzu ferner Zukunft für solchen Content nicht mehr zur Verfügung stehen und ich vermute, dass ich mit dieser Vorahnung nicht allein bin.
Gothic Empire: Was sind deine aktuellen Projekte und welche neuen Ideen hast du für die Zukunft?
Jan-Erik: Aktuelle Projekte sind immer noch die alten Projekte und die werden auch die Zukünftigen sein. Abgesehen vom Stilwandel werden möglicherweise künftige physische Ausstellungen Projekte sein, die ich mir vorstellen könnte. Auch wäre nach wie vor ein Comic-Projekt ein Wunschprojekt, aber dazu fehlten mir bisher immer die Ideen und die Finanzierung.
Gothic Empire: Wann können wir dich wieder live in Deutschland erleben und wirst du auch wieder auf dem Wave Gotik Treffen Kunstwerke der Besucher erstellen?
Jan-Erik: Ich habe vor zum WGT nach Deutschland und dort vor Ort als Illustrator zu arbeiten.
Gothic Empire: Vielen herzlichen Dank für das Interview! Wir freuen uns darauf, dich auf dem WGT wieder live erleben zu dürfen!
Bis zum 29.05.2023 hat Gotikatur ein besonderes Angebot für euch.