Künstliche Intelligenz im Gothic-Genre: Zwischen kreativer Revolution und Verlust der Subkultur-Seele


In der dunklen Ecke des Internets gibt es derzeit ein Thema, das die Gothic-Szene spaltet: Künstliche Intelligenz, die in der Lage ist, Musik zu erschaffen – und zwar so überzeugend, dass manche Tracks klingen, als hätten Bauhaus, The Sisters of Mercy oder Siouxsie and the Banshees selbst wieder im Studio gestanden. Doch wenn der düstere Zauber nicht mehr aus den Händen echter Künstler*innen stammt, sondern aus einem Algorithmus, stellt sich die Frage: Ist das noch Kunst, oder sind wir dabei, die Seele unserer Subkultur zu verlieren?

AI trifft auf Gothic: Ein neuer kreativer Schub oder billiger Abklatsch?

Vor einigen Wochen sorgte ein auf YouTube hochgeladener Song für Aufsehen. Der Titel klang vertraut: tiefe Basslinien, geisterhafte Gitarren und ein melancholischer Gesang, der fast schon wie eine Hommage an Bauhaus wirkte. Der Clou? Der Track wurde nicht von Menschenhand komponiert – er entstand durch ein KI-Tool, das auf tausende Songs des Gothic- und Post-Punk-Genres trainiert wurde. Für viele klang das Ergebnis erschreckend authentisch.

Einige Szenekenner waren beeindruckt und sahen darin eine Möglichkeit, den Sound der Vergangenheit in die Zukunft zu tragen. Andere hingegen reagierten mit Ablehnung: „Das ist wie ein billiger Fake“, sagte ein User in einem Gothic-Forum. „Ohne echte Emotionen und das Leiden des Künstlers bleibt nur eine leere Hülle.“


Die Technologie hinter dem Phantom-Sound

Die Algorithmen, die solche Songs generieren, analysieren bestehende Musik und extrahieren typische Merkmale wie Melodien, Strukturen und Stimmungen. Die KI lernt, wie bestimmte Instrumente kombiniert werden, welche Akkorde Melancholie erzeugen oder wie ein Basslauf Spannung aufbaut. Am Ende kann sie auf Knopfdruck neue Tracks liefern, die vertraut klingen – aber eben nie gelebt wurden.

Plattformen wie AIVA, SUNO oder Amper Music bieten bereits heute KI-gestützte Kompositionen an. Und es gibt unzählige Experimente in der Darkwave- und Gothic-Szene, bei denen Fans versuchen, ihren Lieblings-Sound durch Algorithmen neu aufzulegen. Aber macht das die Musik automatisch seelenlos?


Die Seele der Subkultur in Gefahr?

Gothic war schon immer mehr als nur Musik – es ist eine Lebenseinstellung, eine emotionale Tiefe, die sich in Texten, Melodien und einer einzigartigen Ästhetik widerspiegelt. Künstler wie Peter Murphy, Andrew Eldritch oder Robert Smith haben ihre Alben nicht aus einer Laune heraus geschrieben, sondern oft aus persönlichen Krisen, Melancholie oder einer tiefen Verbindung zur Dunkelheit. Können solche Emotionen wirklich von einer Maschine reproduziert werden?

Einige Stimmen aus der Szene sagen: Nein. „KI-Songs mögen technisch perfekt sein, aber sie erzählen keine Geschichte“, meint ein Musiker der deutschen Darkwave-Band Nachtgier in einem Interview mit Gothic Empire. „Das macht unsere Subkultur doch aus – wir leben das, was wir schreiben. KI kann imitieren, aber nicht fühlen.“

Andere sehen die Technologie jedoch als Chance: „KI könnte dabei helfen, den klassischen Gothic-Sound wieder aufleben zu lassen und neue, kreative Wege zu eröffnen“, erklärt eine Produzentin aus Berlin, die mit KI-Software experimentiert. „Es könnte ein Werkzeug sein, das uns inspiriert – solange wir es kontrollieren und nicht andersherum.“

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