Corona-Chronicles – Interview mit Markus Heitz, Grufti und Autor

Heute füllt Markus Heitz unsere Corona-Chronicles
Gothic Empire: Die wohl im Moment wichtigste Frage am Anfang: Wie geht es Dir?

Markus: Danke der Nachfrage – alles schick. Tatsächlich treffen mich die derzeitigen Auflagen nicht übermäßig, weil ich als Autor natürlich mehr in meinen vier Wänden verbringe und es gewohnt bin, keine oder sehr wenige Menschen um mich zu haben. Nur das anfängliche Gerangel um Klopapier war ein bisschen anstrengend, doch inzwischen die Hamsterei bei uns zumindest aufgehört.


Gothic Empire: Die Menschen sind angehalten, ihre freie Zeit zu Hause zu verbringen. Für Dich als Autor ja nichts Ungewöhnliches, oder schreibst Du gerne an besonderen Orten, die Dich inspirieren?

Markus: Ja, das ist dann doch nervig, weil ich zB gerne in Leipzig bin und schreibe. Inspiration pur. Nicht wenige Mystery-Romane haben einen starken Bezug zu dieser Stadt. Oder einfach in einem Café zu sitzen und Leute beobachten, um vielleicht jemand davon als Nebencharakter einzubauen, das wäre schon schön. Recherchereisen sind ebenso unmöglich. Aber das ist Jammern auf ganz ganz hohem Niveau, und das weiß ich auch sehr genau. Da müssen wir alle durch, und es kommen bessere Zeiten.


Gothic Empire: Kannst Du Dir vorstellen, aus der aktuellen Situation neue Ideen für ein Buch zu bekommen, so wie Oneiros- tödlicher Fluch- nur mit Virus? Die Zwerge an einem tödlichen Virus erkranken zu lassen?

Markus: Ich denke, dass die Leute nach Corona nicht gerade Lust haben, einen Roman über ein tödliches Virus zu lesen. Ich übrigens auch nicht. In mir sind schon einige Ideen in Gange, die jedoch nichts mit Viren, Bakterien oder sonstigen Krankheiten zu tun haben. Als Kreativer gilt immer die Regel: “Mach das, was in dir brennt und geschrieben werden will.“ Dem sollte man folgen, egal in welchen Zeiten.


Gothic Empire: Du bist ja auch in unserer Musikszene unterwegs. Befüchtest Du, dass sich alles verändern wird? Und wenn, was wird sich verändern?

Markus: In erster Linie haben viele KünstlerInnen sowie Veranstalter mit Absagen zu kämpfen. Das kann und wird für manche existenziell werden, doch danach wollen die Menschen wieder feiern und gute Musik hören. Ob sich was verändert an der Musik, weiß ich nicht. Kann sein, dass es bei manchen den Impuls gibt, Neuerungen umzusetzen, die sie schon immer planten. Oder neue Projekte angehen, weil alles erzwungenermaßen zur Ruhe kommt und plötzlich mehr Raum dafür ist. Ich bin gespannt.


Gothic Empire: Wir haben ja schon ein paar Lesungen und Musik-Live-Streams zu sehen bekommen, wäre das auch was für Dich, oder hast Du es schon getan und ich habe es verpasst?

Markus: Das scheitert schon an der Technik. Ich habe zum einen schlicht nicht mal ein Headset, um einigermaßen guten Ton produzieren zu können, dann zum anderen kein Smartphone. Aber sollte der LockDown noch länger dauern, werde ich mich mal um die Technik kümmern, wobei die Angebote schon sehr vielfältig und enorm sind. Ob man da noch einen vorlesenden Autoren braucht, sei mal dahingestellt.


Gothic Empire: Wir hoffen, dass das Amphi wie gewohnt stattfinden kann, wirst Du dort auch lesen? Du hättest bestimmt auch wieder auf dem Plage Noire eine Lesung abgehalten. Kannst Du andere Termine für Lesungen anbieten, wenn die Welt sich wieder in normalen Bahnen drehen wird?  Steht die Buchmesse Frankfurt auf Deinem Plan?

Markus: Aktuell weiß ja keiner, wie es mit den Festivals aussieht. Weil es auch noch rechtliche Dinge zu klären gibt und die Veranstalter Sicherheit brauchen. Eine absolut schwierige Lage für alle, egal ob Plage Noire, Amphi, Wacken oder Mera Luna.
Wir haben die Lesereihe „Meister der Phantastik“ um ein Jahr verschoben. Bernhard Hennen, Kai Meyer und ich freuen uns schon wie Bolle auf 2021, denn live vorzulesen und auf die Fragen der Leute einzugehen, Fotos und Autogramme von Angesicht zu Angesicht geben, das ist schon schöner als vor einer Webcam zu sitzen.

Aktuell plane ich mit der Buchmesse Frankfurt 2020. Wir werden sehen.


Gothic Empire: Meine Lieblingsfrage, die ich allen stelle, die an meinen Corona Chronicles mitwirken: Was darf bei Dir zu Hause nicht ausgehen, ohne was kannst Du nicht leben? Physisch oder psychisch?

Markus: Das ist leicht – Schwarztee. Die Schreibdroge schlechthin. Keiner sollte in meiner Nähe sein, wenn mein Teeinlevel zu stark gesunken ist. Aber davon habe ich immer(!) genug im Haus.


Gothic Empire: Wir hoffen sehr, das der Albtraum bald vorüber ist. Bist Du der Meinung, der Shutdown sollte lieber länger anhalten, um auf Nummer sicher zu gehen? Für die Wirtschaft ist es ja so schon eine Katastrophe, für die Musikbranche ein Einschnitt, der hoffentlich behoben werden kann, indem die Fans Ihre Bands unterstützen und weiter auf Konzerte gehen und Merch kaufen. Wird das ausreichen?

Markus: Solange es keine Mittel zu schnellen Behandlung oder Impfung gibt, werden wir alle ein wenig aufpassen müssen. Da es gerade eine Million Meinungen und Milliarden von selbsternannten Virologen gibt, neige ich dazu: Ruhe bewahren, achtsam sein. Wenn die Sache ausgestanden ist, und ich denke, dass es uns über den Sommer hinaus beschäftigen wird, fährt die Wirtschaft wieder hoch, und es wird boomen. Wir sind sozusagen mitten in „Kriegsauswirkungen“, und nach jedem Krieg ging es wieder aufwärts, wie die jüngere Geschichte lehrt.


Gothic Empire: Denkst Du, die Corona-Krise wird den Mensch verändern, und wenn ja in welche Richtung gehend? Man hat ja gesehen, wie der Mensch reagiert, Hamsterkäufe etc…. wird er daraus lernen?

Markus:  Als Historiker kann ich sagen: nein. 😀 Sagen wir, er lernt immer bedingt und für die Dauer von ein, zwei Generationen. Dann kommt die Generation, die sich an die alten Zustände nicht erinnert bzw. nicht mal kennt und denkt „So schlimm war es nicht“. Schön wäre es, wenn die Menschen danach die nächsten paar Jahre ein bisschen netter zueinander wären und reflektieren, was sie in ihrem Leben anders machen könnten und wollen. Das Wichtigste ist aber -unabhängig von der Lage: Sei halt kein Arschloch. Angesichts mancher Menschen und deren Verhalten nicht immer leicht, ich weiß.


Gothic Empire: Was wünschst Du Dir für die Zukunft, welchen Wunsch erfüllst Du Dir, wenn alles wieder “normal” läuft?

Markus: Wieder mehr auf Achse zu sein. Und Leute besuchen, die ich schon seit Jahren mal besuchen wollte.


Gothic Empire: Möchtest Du unseren Lesern noch eine kleine Botschaft mit auf den Weg geben?

Markus: Dinge, Projekte, Träume, Vorhaben angehen und umsetzen. Nicht warten. Das nächste Mal kommt vielleicht so was wie „Pest2.0“ oder etwas wie Ebola vorbei – und zack, vorbei. Memento mori, aber das wissen wir Gruftis natürlich.

Gothic Empire: Ich bedanke mich sehr für das Interview, wir sehen uns 2021 auf Deiner Tour 😀