Corona-Chronicles: Interview mit Jan-Erik Mendel – Gotikatur, Karikaturen für die Szene

Gothic-Empire: Hallo Jan-Erik, wie geht es dir gerade? Du bist ja vor einiger Zeit nach Schweden zu deiner Frau ausgewandert.

Jan-Erik: Hallo Michael! Mir geht’s momentan ziemlich gut. Ich war von September bis Weihnachten die ganze Zeit erkältet, aber mittlerweile geht es mir super. Ich genieße gerade die Frühlingssonne bei uns auf dem Balkon und sitze bei den Arbeiten an meinem Buchprojekt “Wir Kellerkinder – Everyday Is Halloween“, das ich zusammen mit Christian Schaefer realisiere. Und auch an sehr, sehr vielen neuen Gotikaturen, um die ich derzeit wieder gebeten worden bin.


Gothic-Empire: Mit deinen Gotikaturen stattest du ja mittlerweile einen schönen Teil der Szene aus. Wie kam es eigentlich dazu?

Jan-Erik: Das begann alles im September 2013, als ich gerade mein Medieninformatik-Studium begonnen hatte. Da habe ich einige Karikaturen von Szenekünstlern gezeichnet und auf Facebook veröffentlicht. Plötzlich begannen die Likes auf meiner Seite in die Hunderte zu gehen und schon bald kamen auch Privatpersonen, die selbst gerne eigene Gotikaturen von sich selbst haben wollten. Das habe ich dann so gemacht und alles entwickelte sich sehr schnell. Ich durfte nicht nur auf diversen Veranstaltungen und in Szeneläden live vor Ort zeichnen, auch hat sich mein Zeichenstil weiterentwickelt. Und mittlerweile sind so viele Arbeiten entstanden, dass ich sie kaum zählen kann. Es müssten geschätzt 3.000 Gotikaturen existieren, aber manche sind bisher (noch) nicht veröffentlicht.


Gothic-Empire: Ich habe von einem “World Gotikatur Treffen” gelesen, dass vom 29.5. bis 01. Juni auf Facebook stattfinden soll. Was hat es damit auf sich?

Jan-Erik: Das Wave Gotik Treffen wird ja aus gegebenen Umständen nicht stattfinden und ich dachte mir, es wäre doch schön dieses Loch im Jahr mit ein paar Gotikaturen zu füllen, quasi als Trostpflaster. Viele andere Künstler, DJs und Musiker machen ja bereits seit der Pandemie Livestreams und tragen so einen riesigen Beitrag zur Unterhaltung der Szene bei, was mich sehr rührt und ich sehr großartig finde. Der Kreativität sind zwar Grenzen gesetzt, aber was die Leute da machen, ist der Wahnsinn. Und darum möchte ich auch einen kleinen Beitrag leisten, indem ich den Leuten eine Freude mit neuen buntschwarzen Bildern bereiten kann. Sowas fördert außerdem die Kommunikation und man lernt neue tolle Persönlichkeiten kennen. Und zu Pfingsten, wenn das WGT eigentlich stattfinden würde, wird Facebook mit gruftigen Gotikatur-Profilbildern überschwemmt 🙂 . Vielleicht mache ich auch ein Online-Live-Zeichnen, falls sowas jemand sehen will, mal schauen 🙂 .


Gothic-Empire: Wenn man jetzt noch schnell eine Gotikatur möchte, hat man überhaupt noch die Chance dazu?

Jan-Erik: Bis Pfingsten habt ihr auf jeden Fall die Chance, eine Gotikatur in Auftrag zu geben, die einen werden ihr Bild früher oder später bekommen, je nachdem, wieviel ich gerade zu tun habe. Aber generell, nur zu. Mich gibt’s das ganze Jahr außer an Wochenenden oder zu Weihnachten 🙂 .


Gothic-Empire: Kommen wir noch einmal zur Corona-Krise zurück. Was vermisst du momentan am meisten?

Jan-Erik: Am meisten vermisse ich natürlich meine Familie in Deutschland, die ich eigentlich zusammen mit meiner Frau Mindie und unserem gemeinsamen Sohn vor Pfingsten besucht hätte. Und natürlich vermisse ich auch meine Freunde außerhalb Schwedens. Aber da müssen wir ja alle durch.


Gothic-Empire: Die Schweden haben ja ihren eigenen Weg ohne Verbote mit dem Virus umzugehen. Findest du das besser als in Deutschland?

Jan-Erik: So ganz stimmt das nicht, denn mittlerweile gibt es auch in Schweden gesetzliche Maßnahmen. Zum Beispiel darf es keine größeren Personengruppen ab 50 Leuten geben. Auch in den Supermärkten gibt es strengere Sicherheitsregeln, beispielsweise Abstandsmarkierungen vor den Regalen und Kassen. Es gibt noch weitere Maßnahmen, aber im Grunde sind das eigentlich Selbstverständlichkeiten. Es gibt keine Ausgangssperren, aber den Leuten wird geraten, so gut wie möglich physische Kontakte zu vermeiden. Die Unterschiede der Pandemie erkennt man in den dichtbesiedelteren und ländlicheren Gebieten, aber man sollte den Virus nicht unterschätzen. Daher kann und darf ich nicht sagen, ob Schweden einen besseren Weg als z.B. Deutschland geht, denn jedes Land hat ja unterschiedliche Experten und handelt individuell. Aber jede erkrankte oder tote Person ist eine zu viel. Vielleicht ist meine Aussage etwas schwammig, aber ich bin ja selbst kein Experte.


Gothic-Empire: Wenn du in eine Glaskugel schauen könntest, was wünschst du dir für die Zukunft?

Jan-Erik: Gesundheit, Respekt, Aufmerksamkeit und Verständnis aller Menschen füreinander. Und vor allem: Viel gute Musik und Kreativität 🙂 .


Gothic-Empire: Vielen lieben Dank für das Interview und nur das Beste für dich und deine kleine Familie!

Jan-Erik: Das wünsche ich dir/euch ebenso und weiterhin frohes Schaffen und Gesundheit! Tack för intervjun och vi hörs!

Auswahl von ein paar Gotikaturen:

https://www.facebook.com/gotikatur/

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